Gedanken zum Tag (17.06.2025)

DER KILLER IM WEISSEN HAUS

„Oh ihr Unglücklichen! Euerm Bruder wird Gewalt angetan, und ihr kneift die Augen zu!

Der Getroffene schreit laut auf, und ihr schweigt? … Was ist das für eine Stadt, was seid ihr für Menschen! Wenn in einer Stadt ein Unrecht geschieht, muss ein Aufruhr sein

Und wo kein Aufruhr ist, da ist es besser, dass die Stadt untergeht.“

Wer etwa denkt, dies sei die Meinungsäußerung von jemandem, der die derzeitigen Demonstrationen in Los Angeles und weiteren nordamerikanischen Städten gegen Trumps Migrantenpolitik kommentiert, der irrt. Diese Sätze stammen vielmehr von Bertolt Brecht aus seinem Werk „Der gute Mensch von Sezuan“ (1953).

Ich lege Donald Trump, der sich zusehends zu einem Usurpator entwickelt, dringend ein Werk von Bertolt Brecht ans Herz: „Furcht und Elend des Dritten Reiches“. Ich würde ihm wünschen, dass er danach davon ablässt, sich in narzisstischer Manier zu berauschen und andere Menschen – auch Andersdenkende – zu unterdrücken.

In der Folge eine Auswahl von Meinungen, welche die derzeitige, unheilvolle Entwicklung in den USA auf den Punkt bringen:

(WAZ 15.06.2025): Anders als noch vor 20 Jahren wächst in den USA der Anteil derer beängstigend, die dem jeweils politisch Andersdenkenden schlicht das Existenzrecht absprechen. Ist dieses Tabu einmal gebrochen, ist jede Gesellschaft verloren.

Donald Trump versucht nicht erst seit seinem Amtsantritt, das Gesetz zu beugen; nicht zuletzt durch unklare Aussagen. Seine Anhänger und Handlanger wissen aber, wie sie ihn zu verstehen haben – und setzen es in die Tat um. Als Beispiel nenne ich nur den Sturm aufs Capitol vor einem Jahr, bei dem Trump seine Anhänger indirekt zur Gewalt anstachelte.

Um sich seinen Anhängern anzubiedern, bedient sich Donald Trump oftmals einer Sprache weit unterhalb der Gürtellinie. Damit einher geht die Verächtlichmachung seiner politischen Gegner. Trump sät Hass, predigt Gewalt, versucht seine Gegner mit allen Mitteln einzuschüchtern.

Derlei Vorgehen kennt man hierzulande aus dem Dritten Reich. Unter anderem sind Szenen aus Gerichtsprozessen überliefert, in denen der Angeklagte von seinen Richtern wie ein Stück Vieh behandelt und ihm jede Würde abgesprochen wird. Ein solches Herabwürdigen der Person ist gängiges Vorgehen in Diktaturen. Die (verbale) Entmenschlichung eines Gegners ist oftmals der erste Schritt vor seiner physischen Vernichtung.

Trumps Sprache ist gewalttätig und provoziert zu körperlicher Gewalt.

Die Ermordung einer Politikerin der Demokratischen Partei und ihres Mannes vor wenigen Tagen in ihrem Haus in Minneapolis, laut dem Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, „ein politisch motivierter Mord“, hat Donald Trump zwar offiziell verurteilt, ging dann aber laut einem Artikel in der FAZ (15.06.2025) rasch zur Tagesordnung über. Danach sei dessen eigener Erfolg nicht ohne die extreme gesellschaftliche Konfrontation zu erklären, die sich immer öfter in brutaler Gewalt entlädt. Trump, so die FAZ, stachelt den Hass auf andersdenkende Mitbürger immer wieder an; erst vor wenigen Tagen bezeichnete er etwa die Gegner seiner Abschiebepolitik als „Tiere“.

Wenn irgendjemand zum Demonstrieren auftaucht, dann werden wir ihm mit sehr großer Gewalt begegnen.“ (Donald Trump vor der pompösen Militärparade am 14. Juni 2025). Der Polizeichef (Sheriff) in Florida Wayne Ivey von Brevard County drohte Demonstranten: „Wir werden euch töten!“

Trump bezeichnete Demonstranten als „gewalttätige, aufrührerische Mobs“ und drohte, den Gouverneur von Kalifornien zu verhaften. Mit derlei Äußerungen versucht Trump offensichtlich, die Bedingungen für den Insurrection Act zu schaffen. Dieser wurde von ihm zwar nicht formal ausgerufen, dennoch hat er 700 US-Marines ohne eine solche klare rechtliche Grundlage nach Los Angeles geschickt.

(14.06.25) Die Psychologin Mary Trump (Nichte von Donald Trump) erklärte Newsweek zufolge: „Trump und sein Regime machen jedem klar, der hinsieht, dass sie – egal ob erlaubt, verfassungsmäßig oder legal – jeden festnehmen, bedrängen und inhaftieren werden, der es wagt, sie zu hinterfragen, ihnen im Weg zu stehen oder zu protestieren.“ In ihrer Warnung betonte sie, dass dies einem Angriff auf die Meinungs- und Versammlungsfreiheit gleichkomme: „Im Grunde ist das genau das, wie autoritäre Herrschaft aussieht, wenn die herrschende Partei beginnt, die Opposition zu verhaften.

Ein Beispiel: Der demokratische US-Senator Alex Padilla ist bei einer Pressekonferenz mit Heimatschutzministerin Kristi Noem von Sicherheitskräften rabiat abgeführt worden. Der Politiker aus Kalifornien hatte die Republikanerin wegen einer Frage, die er stellen wollte, unterbrochen, als diese sich vor Ort zu den Protesten in Los Angeles äußerte.

Der Schauspieler Mark Ruffalo, einer der friedlichen Demonstranten, sprach bei einer Kundgebung in New York mit dem US-Nachrichtensender MSNBC: „Unsere Demokratie ist in echter Gefahr. … Unsere Rechte, unsere Verfassung werden jeden Tag durch Exekutivanordnungen und Missachtung von Gerichtsurteilen mit Füßen getreten – wir erleben Entführungen von legal in den USA lebenden Menschen, Familien werden auseinandergerissen. Wir sind entsetzt, wir haben Angst … .“

Das Böse hat einen Namen: Donald Trump. Wenn jemand in die Fußstapfen des „Dritten Reichs“ zu treten bereit ist, dann ist dies offensichtlich Donald Trump. Vor seinen „Fans“ prahlt er damit, seine Legitimation, die ganze Macht des Staates in seiner Person zu vereinen und dementsprechend autoritär zu agieren, direkt von „Gott“ zu beziehen.

Doch alle Welt schaut zu. Es fehlt an Solidarität in der internationalen Staatenwelt. Es dominieren die Partikularinteressen. Doch wer schweigt, der macht sich mitschuldig. Es braucht dringend ein Ende der Sprachlosigkeit des Guten: Eine Initiative des Guten, oder, um mit Brecht zu sprechen – einen Aufruhr der Guten!