FREIHEIT, DIE ICH MEINE … FREIHEIT, UM DIE ICH WEINE …
Fühle mich immer noch wie im Rausch – nach dem Besuch der ART Karlsruhe vergangenes Wochenende. Meine Begleiter empfanden es, glaube ich, ähnlich.
Kunst bedeutet in erster Linie Freiheit – Freiheit des Geistes und des Denkens, aber auch Autonomie der Gefühle. Kunst bedeutet Emotionen rauslassen ebenso wie sich fallenlassen. Kunst ist schöpferische Phantasie, eine Quelle der Inspiration und ein Ort, der keine wie auch immer gearteten Verrücktheiten auslässt.
Eine Kunstmesse wie diese ist wie ein Appell an unsere Sinne, eine Empfindung von Freiheit(en), die wir dort hautnah erleben – aber auch ein Eintauchen in eine Welt der Querdenker, wo andere „Normalitäten“ das Sagen haben … unbeeindruckt vom Rest der Welt.
„FREIHEIT, DIE ICH MEINE …“ ist jedoch immer auch ein genauer Blick auf das Hier und Heute – und damit ein Hinterfragen der Realität … unseres Alltags (!). Wie oft habe ich nicht schon auf den Satz von Rosa Luxemburg verwiesen, wonach Freiheit immer Freiheit der Andersdenkenden ist. Daran musste ich denken, als ich gestern über das Schicksal der Transfrau Hunter Schafer las, die laut Trump nicht mehr Frau sein darf und einen Pass ausgehändigt bekam, wonach sie ab sofort amtlich ein Mann ist.
Wo ist da der Respekt vor der persönlichen Freiheit geblieben – völlig unabhängig von unserer persönlichen Einstellung? Ich habe mir ihr Bild angeschaut … eine nach üblichen – pardon: männlichen – Maßstäben äußerst attraktive junge, lebensfreudige Frau. Das Recht, nach eigenem Gusto zu leben – sofern ich dabei niemand anderen schädige -, ist ein Menschenrecht! Donald Trump ist im Begriff, Menschen, die von seinem Idealbild abweichen, als minderwertig zu brandmarken. „Minderwertiges Leben …“ – klingelt da nicht etwas … was an mobile Gaskammern und Vernichtung von „Lebensunwertem“ erinnert?
Hunter Schafer hat die Situation mit, wie ich finde, klugen Worten beschrieben: „Weil die Dinge einfach anfangen zu passieren, wie historische Aufstiege des Faschismus und allem, was diese neue Regierung repräsentiert. Es wird viel geredet und dann fangen die Dinge an zu passieren und wir beginnen, die Umstände zu normalisieren, unter denen wir leben.“ Insbesondere der letzte Satz gibt mir zu denken. Damit spricht sie explizit die Macht der Gewöhnung an … an die herrschenden Zustände … an das Hände-in-den-Schoß-legen.
Ergo – wollen wir schweigen? Alle? Also dann … GUTE NACHT … Freiheit.