„Frieden schaffen ohne Waffen …“ – klingt irgendwie verstaubt. Oder?
Vergangenen Sonntag lockte mich ein Vortrag über Bertha von Suttner, die erste Frau, die den Friedensnobelpreis bekam, in die Kirche meines Wohnorts – dabei bin ich beileibe kein Kirchgänger. Doch hat es mir deren Vortragsreihe „Nach(t)gedanken“ angetan. Darin wird über Geschehnisse oder, wie im vorliegenden Fall, auch über Personen der Zeitgeschichte reflektiert.
Das Wörtchen „beeindruckt“ als Resümee zu verwenden, wäre nicht ausreichend. Eher rüttelten mich einige Gedanken regelrecht auf. Da ist zum einen die Aussage dieser couragierten Frau: „Nur zweierlei ist möglich: Dass die Zivilisation den Krieg vernichtet – oder dass im Zukunftskrieg die Zivilisation zugrunde geht.“ Es fröstelt mich regelrecht, mit welcher Leichtigkeit während der vergangenen Monate in den Medien immer wieder das Gespenst eines möglichen Atomkriegs an die Wand geworfen wurde – fast, als ob es sich um ein Videospiel handle, das sich mal kurz abstellen ließe … einfach so.
Ich möchte nicht ausschließen, dass wir uns mittlerweile in einer Phase der Abstumpfung befinden – mit der Gefahr, dass wir uns bei ständiger Wiederholung an die Möglichkeit (und Wahrscheinlichkeit) eines solchen Ereignisses gewöhnen. Wenn sich dann irgendwann die Atommächte wie bei einem Revolverduell gegenüberstehen und jeder vom Ehrgeiz besessen ist, als Erster zu „ziehen“ beziehungsweise den Knopf zur Vernichtung zu drücken … ja, dann ist es soweit und Schriftzeilen wie diese werden sich in Atomstaub auflösen. Denn jeder Druck auf den Knopf wird seine Erwiderung auf der anderen Seite finden … bis unsere komplette so genannte Zivilisation sich ausgelöscht haben wird.
Fest steht schon jetzt, dass es am Ende keine Gewinner geben wird. Keinen einzigen. Die Forderung Bertha von Suttners nach Schiedsgerichten wurde damals von Geistesgrößen wie Einstein und Freud vehement unterstützt; wenn auch mit unterschiedlichen Akzenten. Den menschlichen Aggressionstrieb auszulöschen sei quasi unmöglich, so Freud – man könne (und müsse) ihn allerdings einzäunen.
Seit damals wurden tatsächlich Schiedsgerichte geschaffen; freilich mit unterschiedlichem Erfolg. Dieser hing (und hängt) davon ab, mit wieviel militärischer (!) Macht diese ausgestattet sind. Im Falle des Jugoslawienkriegs und weiteren kriegerischen Konflikten hat sich aber auch gezeigt, wie ohnmächtig diese Gremien sind – im Ernstfall blockieren sie sich gegenseitig und verhindern damit wirksame Hilfe … beispielsweise durch das Vetorecht der ständigen Mitglieder im Weltsicherheitsrat. Reformen wurden schon vielfach angemahnt – jedoch, die UNO ist ein zahnloser Tiger und wird es nicht zuletzt in Ermangelung durchsetzungsfähiger Persönlichkeiten an deren Spitze auf lange Sicht auch bleiben.
Dieser Zustand wird zumindest so lange anhalten, bis sich die Ansicht durchgesetzt haben wird, dass nicht die Durchsetzung von Partikularinteressen im Mittelpunkt der menschlichen Existenz stehen darf, sondern vielmehr die Akzeptanz der Meinung des jeweils anderen und das daraus resultierende Recht des Individuums auf physische und geistige Unversehrtheit – und dass es Aufgabe von uns allen ist, dies in unserem persönlichen Alltag und Verhalten zu dokumentieren. An jedem einzelnen Tag!