J’accuse – ich klage an …
Was einst die Nazis vor dem Hintergrund ihres Rassenwahns mit all jenen anstellten, die nicht in ihre Schablonen passten, war Barbarei – und einer Zivilisation nicht würdig. Was die Kriegsparteien im Nahen Osten den dort lebenden Menschen antun, hat gleichfalls mit Zivilisation nichts mehr zu tun. Zivilisation schließt immer auch Verantwortung gegenüber anderen und anders Denkenden mit ein.
Dies trifft auf die islamistisch geprägten Staaten genauso zu wie auf Israel und ihre Verbündeten. Sich bei ihren (Un-)Taten auf Gott, Jahve, Allah oder wen auch immer zu berufen und diese damit rechtfertigen zu wollen, ist angesichts der gegenwärtigen Situation Gotteslästerung.
Mit Wehmut blicken wir außer auf das unsägliche Verhalten ihrer politischen Führer zugleich auch auf die verwüsteten Städte sowie auf die, für die kommenden Generationen unwiderruflich verlorengegangenen, zerstörten Kulturgüter. Denn am Ende ist es immer die Kultur eines Volkes, die seinen Ruf für die Nachwelt prägt.
Kultur bedeutet Wissen, bedeutet Errungenschaft, bedeutet Lebensqualität für die Menschen – aber auch Stolz auf die Fähigkeiten jenes Volkes, welches solche Kulturleistungen zustande gebracht hat. Wer Städte zerbombt oder dies auch nur zulässt, hat das Recht verwirkt, Kulturnation genannt zu werden. Das Argument, mit seiner Einmischung, mit seinem Krieg Schlimmeres verhütet zu haben, rechtfertigt weder die Einmischung noch den Krieg selbst. Tod ist unumkehrbar; Zerstörung einer Kultur ebenfalls.
„J’accuse – ich klage an.“ Welche Bedeutung haben diese Worte noch in dieser, unserer korrumpierten Welt – und, vor allem, welchen moralischen Wert und welchen Sinn haben sie heutzutage noch für die Menschen? Welchen Wert haben die Institutionen – die so genannte freie Presse mit eingeschlossen – noch, welche die geschilderten Missstände verurteilen sollten, sie immer wieder ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit rücken und damit helfen sollten, die Verantwortlichen dafür zur Rechenschaft zu ziehen … die Klartext reden sollten? Auch sie müssen sich rechtfertigen – für ihren Wankelmut und ihr Schweigen.
Und vor allem: Welche Hoffnung bleibt der Menschheit noch angesichts solcher Zustände?