Gedanken zum Tag (21.08.2024)

„Die verlorene Zeit …“. Ja – wirklich: Irgendwie erinnert mich dieser Begriff an etwas Vergangenes. An etwas, was nie wiederkehrt. Unwiderruflich „verloren“ ist. DIE ZEIT … UNSERE Zeit!

Vorgestern Abend, als ich aus Deutschland – my God, wie weit ist das jetzt schon wieder weg – hierher nach Schweden kam … in diese Einöde, fernab von irgendeiner größeren Stadt, da kam mir dieser Gedanke sofort. Unmittelbar … spontan.

Ich stieg aus dem Auto – gerade hatte ich noch via Stick und so laut es ging „Nothing compares to you …“ spielen lassen und dabei mitgesungen; derzeit my favourite song – … ließ die Autotür ins Schloss fallen … streckte mich, schaute zu den wenigen hohen Bäumen auf diesem weitläufigen Wiesenareal hinauf … und wartete. Regungslos. Lauschte. Nichts. Da war NICHTS! Kein Laut. Kein Vogelzwitschern – kein Wunder, ist doch die Brutzeit vorbei. Nur mein Atem. … Unfassbar.

Ich habe schon viele stille Orte erlebt; Berge, Wüsten … immer hatte sich irgendwo ein Geräusch „gezeigt“ … irgendwo. Doch hier? Stille. Von solcher Art, dass man sie atmen konnte.

Kurze Zeit später, nachdem ich mein Gepäck in mein Zimmer in diesem Vandrarhem – eine Unterkunft irgendwo zwischen Hostel und Jugendherberge – geschleppt hatte, dann ein neues Erlebnis: Ich saß (wie jetzt) am Laptop inmitten dieses riesigen Aufenthaltsraums mit einem fast surrealen Mix aus alten Gemälden und Otto Dix-Farbdrucken, Bildern aus Familienalben der Besitzerin … und sah aus dem Fenster.

Barfüßig lief die junge Frau über das weiche, gepflegte Gras der Wiese … an deren Ende eine von diesen halbhohen, für Schweden typischen Natursteinmauern. Davor ein kleiner, runder Tisch, auf dem sie ein Buch und ihr Handy ablegte. Sie ging ein paar Schritte, der leichte, laue Spätsommerwind durchfuhr ihr langes blondes Haar. Sie setzte sich in die Hocke, ließ den Kopf auf die Brust fallen, schloss die Augen. Sie hatte keine Augen für die Welt um sie herum … das war Nebensache. Sie fühlte in diesem Moment allein sich.

Für mich war dies wie eine Szene aus einem Film. Ein schöner Film … Fortsetzung folgt. Versprochen.