Gedanken zum Tag (28.10.2023)

Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“, sagte die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann einmal. Aber – es gibt eben offensichtlich nicht nur die EINE Wahrheit. Beispielsweise stricken sich die Israelis und die Palästinenser ihre eigene Wahrheit und je nach Lobby setzt sich mal die eine, mal die andere Seite durch … und die Medien leisten dabei Handlangerdienste.

Derzeit, sofern man den aktuellen Videoclips glauben darf, wird der Gaza-Streifen von den Israelis „plattgemacht“ … sprich: Hunderte Menschen sterben, weil in den Kommandozentralen die entsprechenden Knöpfe gedrückt werden – für Einsätze von Kampfflugzeugen, Drohnen, Panzern. Noch profitieren die Israelis von der Schockwirkung der Bilder und Videos, entstanden bei dem unmenschlichen Angriff der Hamas am 7. Oktober, doch hat die Welt ein kurzes Gedächtnis. Spricht heute noch jemand von den Kriegsgräueln während des Vietnam-Kriegs? Außerdem gibt es jeden Tag auf unserer Erde so unendlich viel Leid, das auch zur Kenntnis genommen werden möchte.

Menschen mit Rückgrat und Einfluss, die diesen ganzen Irrsinn stoppen könnten, scheint es nicht zu geben. Kein Mahatma Gandhi, kein Martin Luther King, keine Mutter Theresa, kein Nelson Mandela weit und breit. Institutionen wie die Kirchen – verstummt; deren Glaubwürdigkeit und die ihrer Träger weitgehend desavouiert.

Was in dieser erbärmlichen Lage allein hilft, ist der Glaube an das Prinzip Hoffnung. Hoffnung vor allem darauf, dass wir Menschen uns unser eigenständiges Denken nicht nehmen lassen – dass wir mehr unserem Gefühl und unserem Gewissen vertrauen, als den so genannten Nachrichten hemmungslos nachjagen, die die Medien nahezu unkontrolliert verbreiten.

Der Freiheit des Denkens folgt die Freiheit des Wortes. Und darum gilt: Mischen wir uns ein, reden wir mit, wo immer die Gefahr droht, dass Menschen Gewalt angetan wird oder sie in anderer Form unterdrückt werden. Sich wegducken mit dem Argument „Ich allein kann doch nichts ausrichten …“ – ein solches Verhalten ist dem Menschen nicht würdig.