Gedanken zum Tag (13.10.2023)

Eine Eilmeldung von heute Morgen besagt, dass 1,1 Millionen Palästinenser im Norden des Gaza-Streifens innerhalb von 24 Stunden ihr Land verlassen sollen. Danach, so ist zu vermuten, wird das israelische Militär einmarschieren und keinen Stein auf dem anderen lassen, solange dort noch Hamas-Terroristen und -Unterstützer vermutet werden – und dies mit Unterstützung großer Teile unserer westlichen Welt (Anmerkung: Vor Beginn ihrer Staatsgründung waren die Israelis selbst noch als Terroristen gebrandmarkt!)! Natürlich wird es leichter sein, ein Land in Schutt und Asche zu legen und sich gleichzeitig gegenüber der Weltöffentlichkeit als Menschenfreunde zu feiern, wenn die Menschen dort den Befehlen der Israelis folgen und zuvor ihre Heimat verlassen.

Dass dies jedoch allumfassend der Fall sein wird, ist zu bezweifeln; beispielsweise hat Ägypten die Palästinenser zum Bleiben aufgefordert. Letzteres mag auch der Befürchtung geschuldet sein, das eigene Land könnte von einer Flüchtlingswelle überflutet werden und die Palästinenser könnten Ägypten destabilisieren.  

Ein solches, israelisches Vorgehen käme einer Deportation gleich. Dieser Schritt birgt außerdem die Gefahr, dass man sich letztendlich auf eine Stufe mit jenen palästinensischen Barbaren stellen würde, welche für die Verbrechen am 7. Oktober auf israelischem Boden verantwortlich sind.

Sehen sich die Juden nicht selbst als dasjenige Volk, das in seiner Vergangenheit immer und immer wieder Vertreibungen und Genozide hat erleiden müssen? Doch, so könnte man jetzt fatalistisch bemerken – welches Volk auf dieser Erde hat jemals Lehren aus seiner Geschichte gezogen?

Und – was sagt uns die „entschlossene“ Reaktion unserer Volksvertreter gestern im Deutschen Bundestag mit ihren allumfassenden Sympathieerklärungen für den Staat Israel und der Brandmarkung der Palästinenser … und dann das „Durchgreifen“ von Bundeskanzler Olaf Scholz? Nun – Deutschland hat Übung im Ausgrenzen unerwünschter Minderheiten … ohne Zweifel. Sind nun hierzulande die Palästinenser dran?

Der jetzige eruptive Hassausbruch vieler Palästinenser, der sich in diesem verabscheuungswürdigen Anschlag äußerte, kommt, wie uns eigentlich allen bewusst sein sollte, nicht von ungefähr. Organisationen wie die Hamas haben leichtes Spiel, wenn ein Volk wie die Palästinenser über Jahrzehnte eingesperrt und gedemütigt wird – und die restliche Welt aus Gründen der Opportunität lieber wegsieht. 

Man kann sich nur wünschen, dass wir uns nicht ständig im Kniefall gegenüber dem jüdischen Volk üben, sondern das verordnete Scheuklappendenken endlich ablegen und Schuld, Verbrechen und Unrecht ÜBERALL brandmarken und beim Namen nennen und die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen – wo immer auch solches geschieht.

Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger hat laut heutigem Medienbericht die uneingeschränkte Unterstützung Israels durch Deutschland gefordert – „im Extremfall auch militärisch“. Seit den Verbrechen Nazideutschlands an den Juden sieht sich Deutschland (zu Recht) in besonderer Verantwortung gegenüber dem jüdischen Volk. Wenn jedoch der Staat Israel ein Volk aus einem Gebiet vertreibt und deportiert, welches vor Gründung des Staates Israel noch dessen Heimat war, dann ist dies auch aus völkerrechtlicher Sicht ein Unrecht, über das ein demokratisches Deutschland nicht hinwegsehen darf – im Gegenteil: Eben weil es seine besondere Verantwortung für das jüdische Volk gebetsmühlenartig wiederholt, muss es dessen Regierung genau auf die Finger sehen.

Mit entscheidend in diesem kriegerischen Konflikt wird sein, wie die Medien damit umgehen. Sie beeinflussen in besonderem Maße unser Denken. „Der Krieg der Bilder“ in Palästina kann mitentscheidend sein für den Verlauf und das Ende des tatsächlichen Kriegs. Wir erinnern uns: Letztendlich gebührte nicht der Kunst der damaligen Staatsführer das Verdienst bei der Beendigung des Vietnam-Kriegs, sondern in erster Linie der Berichterstattung.