Gedanken zum Tag (10.10.2023)

Solidarität mit Israel?

Menschlichkeit ist unteilbar. Dies sollte allgemeiner Konsens sein. Die aktuellen Medienberichte suggerieren jedoch, dass es eine Mehrheit gibt, die einen Unterschied macht zwischen von Kugeln durchsiebten Körpern von Palästinensern und jenen von Israelis.

Billigen wir den israelischen Soldaten, die, gesandt von einer Regierung, für die Machterhalt Vorrang vor jeder Moral zu haben scheint, wirklich mehr Recht zu, ihr (Kriegs-)Handwerk zu erledigen; sprich: auf Befehl auch unschuldige Menschen zu quälen und zu töten … genau so, wie palästinensische Extremisten dies – sofern man den Bildern glauben kann – bei ihren jüngsten Anschlägen in abscheulicher Weise getan haben?

Sind wir wirklich so gefangen in den Denkschablonen, in die uns deutsche Regierungen – egal welcher Partei – seit Jahrzehnten pressen wollen, wonach die Israelis IMMER die Guten sind und ihre Gegner die Bösen?

Weshalb akzeptieren nun schon Generationen von Deutschen (im Einklang mit den Medien) geradezu unterwürfig die Holocaust-Brille, lassen sich geistig entmündigen, geben das Recht jedes FREIEN Menschen, selbständig zu denken, nahezu widerstandslos auf? Spielen wir damit nicht all jenen in der Welt in die Hände, die spätestens seit der Kaiserzeit das Bild von jenem hässlichen Deutschen in sich tragen, der entweder nur katzbuckeln oder sich als Herr aufspielen kann?

Unrecht ist unteilbar. Genau hinschauen, Rückgrat zeigen auch in Situationen, in denen es unbequem ist, immer auch die ANDERE Seite sehen – wurde (und wird) dies uns und unseren Kindern in den nunmehr fast 80 Jahren verordneter, fleißig eingeübter demokratischer Strukturen beispielsweise in der Schule beigebracht?

Beileibe NICHT! Vielmehr sind viele von uns Deutschen mittlerweile derart konditioniert, wegzuschauen – „… damit wollen wir nichts zu tun haben … das macht nur Ärger …“ -, dass oftmals bereits der bloße Augenkontakt auf der Straße vermieden wird.

Geachtet und respektiert in der Welt wird jedoch vor allem dasjenige Volk, das aufsteht gegen jede Art von Unrecht – wo immer es auch verübt wird – und das den Mut hat, jenen Mitbürgern und Politikern die Maske herunterzureißen, hinter der oftmals nur das Streben nach dem eigenen Vorteil, Rücksichtslosigkeit und Gier stecken.

Wahrheit ist immer mit sich selber im Einklang. Es geht ihr nicht darum, welche rechtliche Konsequenz eine Tat hat. Dieser Satz, den ich in meinem Buch „Fehltritt“ eingangs zitiere, indiziert auf Charaktereigenschaften wie Mut und Zivilcourage. Darüber sollten (auch!) deutsche Politiker verfügen, deren Pflicht es JETZT wäre, blindwütigem Aktionismus und Rachegeheul von Israelis und deren Unterstützern abwägend entgegenzuwirken – mit Blick auf die gemeinsame leidvolle Geschichte von Israelis und Palästinensern … und gerade auch mit Blick auf die Geschichte von Deutschen und Juden.