Lust an der Bombe? Könnte man doch fast meinen, so oft wie das Thema – aktuell im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und Putins Drohgebärden – in den Medien debattiert wird. Was das Volk – also wir – dazu meint, wird uns zumeist in sogenannten Umfragen vorgeführt. Deren Glaubwürdigkeit hängt zum großen Teil davon ab, wer sie bezahlt hat. Unterm Strich halte ich keine einzige Umfrage für so glaubwürdig, dass ich ihr „Ergebnis“ kritik- oder gar bedingungslos übernehmen würde.
Zurück zur Ausgangsfrage: „Lust“ an der Bombe würde letztlich aber auch bedeuten, Lust an der Zerstörung zu haben. Am Anfang ruft es in uns noch ein Schauern hervor, wenn uns im TV das leibhafte Zerstören von ganzen Gebäudekomplexen – und das auch noch live – gezeigt wird. Je öfter wir das sehen, desto gelangweilter reagieren viele von uns mit der Zeit auf solche Bilder. Hinzu kommt, dass das alles in einem anderen, uns an sich fremden Land und sehr weit weg passiert. Anders werden wir wieder denken, wenn uns das Thema Erdbeben gewissermaßen auf die Pelle rückt, wir also persönlich davon betroffen sind; sei es, dass Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs nicht mehr oder nicht in demselben Maße wie bisher zur Verfügung stehen.
Die „Lust an der Zerstörung“ ist mittlerweile Bestandteil unseres sozialen (Er-)Lebens – siehe die unzähligen Videospiele und die adäquaten Blockbuster, die in den vergangenen Jahren einen enormen Zulauf an Fans verzeichnen.
Dass Zerstören aber immer schneller geht als etwas aufbauen, sehen wir beispielsweise an einzelnen Regionen in Italien, die seit einem Vierteljahrhundert verstärkt von Erdbeben heimgesucht werden. Dort hausten noch mehr als 20 Jahre später Menschen in Containern. Ob der Wiederaufbau nach den Erdbeben in der Türkei und in Syrien wohl schneller gehen wird?
Unsere Betroffenheit hat meist nur noch eine kurze Verweildauer – „Ohr rein, Ohr raus“, auf diesen Nenner lässt sich das Verhalten des Durchschnittsbürgers oftmals bringen. Bin gespannt, wie lange uns die 75 Messerstiche im Fall des ermordeten Mädchens in Freudenberg im Gedächtnis bleiben.
Die Zusammenhänge unseres Denkens und Handelns werden uns in der Regel immer erst dann klar, wenn wir selber Hilfe benötigen. Doch da hilft immer öfter nur noch „beten“!