Gedanken zum Tag (22.01.2023)

Weniger Bücher, weniger Zeitungen, weniger Buchstaben – dafür immer mehr Internet mit immer mehr nutz- und sinnlosen „News“, mehr Bilder, mehr Emojis.

Sehenden Auges in die Katastrophe schliddern, ohnmächtig miterleben, wie immer mehr zum raschen Vergessen animierende flimmernde Bilder und Emojis an die Stelle von Worten und Sätzen treten … tausende dieser Bildzeichen sollen es mittlerweile sein, die uns – wohlmeinend – das Bilden von Sprache „erleichtern“ wollen. Ganz am Ende kommt dann nur noch ein wüstes Gestammel heraus; vergleichbar den ersten Lauten des Ur-Menschen. Wir scheinen auf dem besten Wege in eine Sackgasse hin zur Sprachlosigkeit zu sein.

Hatten sich viele von uns in letzter Zeit dank unserer neuen „Vorbilder“ in den von mittlerweile Millionen geliebten „Shows“ schon immer mehr daran gewöhnt, mit Wörtern aus der untersten Schublade zu leben und dort buchstäblich mit „Scheiße“ – aus der Fäkalsprache – konfrontiert zu werden, so droht uns selbst dieser neue Kulturschatz zusehends zwischen den Fingern zu zerrinnen.

Ein Lichtblick in dieser verfahrenen Situation: Wir müssen mit uns selber zurechtkommen. Tag für Tag. Das schließt unsere Fähigkeit, mit anderen zu kommunizieren, zwangsläufig ein. Solange unser Gehirn noch nicht vollkommen aufgeweicht ist, stehen wir unter dem „Zwang“, uns auch Andersdenkenden gegenüber artikulieren zu müssen – nicht zuletzt um des sozialen Momentes willen.

Als tröstender Abschluss ein Statement eines (weiteren) Rufers in der Wüste: „Literatur ist eine Aktion gegen die Mangelhaftigkeit des Menschen. Die Literaten sind ein Verdunkler des Nichts, die Literatur allein bevölkert die Erde.“ (Bertolt Brecht)