Gedanken zum Tag (11.10.2025)

von Guido Sawatzki

WESHALB SOLLTE DEUTSCHLAND DEN WIEDERAUFBAU IN GAZA (MIT)FINANZIEREN?

KOMMENTAR:

In den nächsten Wochen soll laut einem Artikel der DTS-Nachrichtenagentur v. 10.10.25 in Kairo eine Gaza-Wiederaufbaukonferenz stattfinden.

Darin heißt es unter anderem: „Auch Israel und die USA hätten in dieser Frage eine Rolle zu spielen, es gebe hier eine enge Abstimmung. 29 Millionen Euro stelle Deutschland nur als Ad-hoc-Soforthilfe bereit, um die allergrößte Not zu lindern.“

Aber „Hallo!“ – was soll das denn? Erleben wir hier erneut den Versuch einer Opfer-/Täter-Umkehr, den vor allem die Deutschen schlucken sollen … ZAHLEN sollen? Wieder einmal? Nur, um Deutschlands vermeintliche „ewige Schuld“ gegenüber den Juden abzutragen?

Wollen wir uns wirklich derart einspannen – manipulieren – lassen, damit am Ende die Mitschuld Israels und der USA an diesem Krieg und seinen verheerenden Folgen relativiert werden kann?

MEINE MEINUNG:

An erster Stelle der Zahler beim Wiederaufbau des Gazastreifens wünsche ich mir Israel und die USA. Ganz bewusst stelle ich 1182 Tote (beim Angriff der Hamas) 67.000 Tote (auf palästinensischer Seite) als Folge des israelischen Angriffskrieges gegenüber. Netanjahus Ziel der vollkommenen Auslöschung der Hamas war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Seine Angst war jedoch die, sich im Falle seines Scheiterns doch noch in Den Haag auf der Anklagebank wiederzufinden. Deshalb konnte (und wollte) er nicht früher sagen, „das reicht … unsere Rachegelüste sind gestillt“ und damit den Krieg beenden. Doch nicht Netanjahu allein hat den Krieg mutwillig fortgeführt, auch die Hamas trägt Mitschuld an der Verzögerung eines möglichen Friedensschlusses, indem sie die restlichen Geiseln nicht früher freigelassen hat. Dies war ein kapitaler Fehler; denn auch dadurch lieferte sie Netanjahu das Argument, seinen Krieg fortzuführen.

Hinzu kommt die Raffgier eines Präsidenten, der im Gazastreifen die Möglichkeit sieht, durch Einebnung des zerbombten Gazastreifens und die Vertreibung der Palästinenser Platz für sich und seine Milliardärsfreunde und seine wirren Träume zu schaffen. Dass aber ausgerechnet Donald Trump einen endgültigen Friedensschluss herbeigeführt haben soll, klingt für mich in diesem Zusammenhang fast wie ein Treppenwitz der Geschichte.

KURZUM:

Nein, Deutschland sehe ich hier in keiner Weise in der Verantwortung. Humanitäre Hilfe – ja. Finanzielle Hilfe – nein. Damit liefen wir eher noch Gefahr, die Pläne eines korrupten Präsidenten und seines MAGA-Clans zum Wiederaufbau des Gazastreifens – wohlgemerkt in seinem Sinne – zu unterstützen. Und das sollte auch ein Bundeskanzler Merz mit all seiner Freigiebigkeit stets im Auge behalten … und den Geldsegen eher zur Lösung der mannigfachen Probleme im eigenen Land verwenden.

AM ANFANG WAR DER BRUTALE ANGRIFF …

… der palästinensischen, radikal-islamistischen Terrororganisation Hamas, die am 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen eindrang.

Dennoch – rechtfertigt dies das nicht minder grausame Vorgehen Israels gegenüber der palästinensischen Bevölkerung und der unendlich vielen Opfer?

Ende Oktober 2023 eröffnete Israel seine Bodenoffensive und begann seinen Krieg gegen die Hamas. Allein der materielle Schaden, den Israel und sein Verbündeter, die USA im Gazastreifen mittlerweile angerichtet haben, geht in die Milliarden, wenn nicht gar in die Billionen. 50 Millionen Tonnen Schutt, unter dem zugleich Träume von Zigtausenden Menschen begraben wurden, lassen sich nicht so einfach wegräumen – von der zweifelhaften Zukunft, die vor den kommenden Generationen liegt, ganz zu schweigen. 

Dem vom Internationalen Gerichtshof angeklagten Benjamin Netanjahu spielt dieser Krieg und dieser Konflikt bis heute in die Hände. Während der narzisstische Machthaber im Weißen Haus davon spricht, den Gazastreifen unter amerikanische Kontrolle zu stellen — mit dem Ziel der persönlichen Bereicherung und dem Zuwachs an Macht —, sieht sich der Kriegsverbrecher Netanjahu inzwischen dem Ziel eines Staates Groß-Israel einen großen Schritt nähergekommen.

Noch längst nicht ausgeräumt — und damit ein weiterer Konfliktherd — ist die fortdauernde, rücksichtslose Annexion des Westjordanlandes durch den israelischen Staat. Lebten dort nach einer Grafik (Wikipedia) 1972 noch 1500 israelische Siedler, so waren es 2021 bereits 465.400. Erst vergangenen Donnerstag warnte der französische Präsident Macron (laut AFP), dass der israelische Siedlungsbau eine existentielle Bedrohung für einen Palästinenserstaat darstelle. Auch stünde der Siedlungsbau in Widerspruch zu dem von Präsident Donald Trump vorgeschlagenen Friedensplan für den Gazastreifen.

WIE KAM ES ZU DIESER FURCHTBAREN ENTWICKLUNG?

Jonathan Glazer, der selbst jüdischen Glaubens ist, hat hierzu eine eigene Meinung. Vor einigen Monaten sagte er anlässlich der Oscarverleihung für seinen Film „The Zone of Interest“: Ob es die Opfer des 7. Oktober in Israel oder der andauernden Attacke auf Gaza sind, alle sind Opfer dieser Entmenschlichung.“ Glazer sprach damit den Weg an, den viele Menschen auch bei uns seit Jahren beschritten haben. Ein solcher beginnt mit der Gleichgültigkeit gegenüber anderen – insbesondere Schwachen – und endet schließlich mit deren Vertreibung und Auslöschung.

Und Präsident Trump hat einen Weg beschritten, der diese Entmenschlichung propagiert. Politische Gegner betrachtet er als persönliche Feinde, Demonstranten sieht er am liebsten im Gefängnis … Von Meinungsfreiheit hält der Rechtspopulist nur so viel, wie sie seiner eigenen Meinung entspricht. Donald Trump – viele betrachten ihn gar als eine Schande für die Menschheit. Mit seinem Hass gegenüber jedem, der nicht seiner Meinung ist, begräbt er zum einen die Demokratie und – was noch schlimmer ist — verstellt den Menschen damit gleichzeitig den Blick auf das Schöne in dieser Welt und auf das ursprünglich Gute im Menschen selbst.

Dies beantwortet gleichzeitig die Frage, was man tun kann – und zwar jeder Einzelne von uns: Aufstehen, niemals die Augen vor Unrecht verschließen, sondern es benennen und dagegen ankämpfen – jeder nach seinen Möglichkeiten und ohne Scheuklappen vor sogenannten Autoritäten.